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Wort zum Bistumsprozess

Zu Beginn dieser Woche hat die Bistumsleitung ihre Pläne für eine umfassende Neustrukturierung des Erzbistums Paderborn vorgestellt. Dies betrifft sowohl die Pastoral, als auch die Verwaltung und die Organisation der Kindertagesstätten.
Kurz gesagt sollen aus den bisher 87 Pastoralen Räumen 25 so genannte Seelsorgeräume entstehen, die wiederum aus maximal drei Pfarreien bestehen sollen. Jeder dieser Seelsorgeräume soll ein eigenes Profil entwickeln, dass sich
aus den Besonderheiten des Sozialraumes und den bisherigen pastoralen Schwerpunkten ergibt. In jedem dieser Seelsorgeräume wird es ein Pastorales Zentrum geben, daneben aber eine Reihe verbindlicher Orte, an denen verlässlich
liturgische, katechetische oder caritative Angebote verortet werden. Dies bedeutet nicht, dass an allen anderen Orten nichts mehr geschieht – es wird wesentlich davon abhängen, inwieweit Christinnen und Christen in Vernetzung mit
vielen anderen in ihrem Lebensraum Akzente setzen. Pfarrei ist nicht gleich Gemeinde, auch wenn wir das lange so gewohnt waren. Ich bin froh, dass unsere Pfarrgemeinderäte noch vor Kenntnis all dieser Entwicklungen in diese Richtung entschieden haben. Die Gemeindeteams bei einem gewählten Rat der Pfarreien sind ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Wenn Sie sich konkreter informieren möchten, können Sie das auf der Seite www.bistumsprozess.de tun.
Angesichts dieser großen Veränderungen mag es Ihnen wir mir gehen, dass die Gedanken und Gefühle ambivalent sind. Da steht die Macht des Faktischen als große Herausforderung im Raum und kann nicht ignoriert werden. Dass die Zahl der Priester und pastoral Mitarbeitenden bis 2040 drastisch sinken wird ist ebenso ein Faktum wie der Rückgang der Katholikenzahlen durch Demographie und Austritte. Davor kann und darf man nicht die Augen verschließen – das wäre gerade der jungen Generation gegenüber unfair. Oder wie es Erzbischof Bentz ausgedrückt hat: „Nach mir die Sintflut ist keine Haltung im Geist des Evangeliums“. Da ist aber auch die andere Seite, die Verunsicherung zeigt und Müdigkeit. Das teilen wir als Ihre Seelsorgerinnen und Seelsorger. Auch wir müssen uns immer wieder auf veränderte Situationen einstellen und keiner vermag zu sagen, wo und in welchem Rahmen wir in drei, vier Jahren tätig sein werden. Ich gestehe, dass auch ich in den letzten Tagen viel innerlich gerungen habe. Aber all das muss auch in den Dialog mit dem Evangelium gebracht werden. Als das Schiff auf dem See Genezareth in schwere Fahrwasser gerät, gar zu sinken droht, sind die Jünger Jesu innerlich nicht weniger aufgewühlt, als das Wasser um sie herum. „Ihr Kleingläubigen, habt ihr denn keinen Glauben?“ ist die treffsichere Frage Jesu. Aus diesem gemeinsamen Glauben ist vieles gewachsen. Ich sehe Menschen, die durch diesen Glauben Verbindung zueinander gefunden haben. Jugendliche, die in der Schule durch die Vernetzung sehen „Ich bin ja gar nicht so alleine, da sind noch viele andere“. Besondere Feste, gemeinsame Sakramentenvorbereitung, deutlich gemischtere Gottesdienstgemeinden haben unseren Raum Südlippe – Pyrmont ein gutes Stück zusammenwachsen lassen. Warum sollte eine (noch hypothetische) Pfarrei Südlippe – Pyrmont in einem veränderten äußeren Rahmen das nicht als starkes Stück Kirche einbringen können?
Wir spüren, dass das volkskirchliche Zeitalter früherer Prägung vorbei ist. Aber damit ist nicht die Kirche vorbei. Ida Friederike Görres bemerkt in ihrem lesenswerten Büchlein „Im Winter wächst das Brot – sechs Versuche über die Kirche“: „Du weißt ja, wenn ich Kirche sage, meine ich niemals bloß die Katholiken, was heute so unter diesem Namen herumquirlt. Nein danke, dem Verein allein anzugehören – ich weiß nicht, ob mir das der Mühe wert wäre! Kirche ist für mich immer und unbedingt das Großgebilde, das geheimnisvolle Lebewesen, das in den Tagen der Apostel wurzelt und den Jüngsten Tag erleben wird; die einzige, die uralte Zeitgenossin des Herrn und Seiner ersten Jünger, die seither ununterbrochen mit dem Lebendigen und Erhöhten lebt.“ Versuchen wir so, in jesuanischer Gelassenheit miteinander weiterzugehen. Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, sprechen oder schreiben Sie mich und die anderen Mitglieder des Pastoralteams gerne an.
Ihr Pfarrer Stefan Schiller

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