Es ist Heiligabend im Jahre 1624 ! Mitten im 30-jährigen Krieg. Die Stadt Lügde wu r d e b e r e i t s zwe ima l v o n d e n kämpfenden Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig heimgesucht, geplündert, beraubt und geschändet. Seit drei Jahrzehnten ist die gesamte Bevölkerung der Stadt nun schon dem neuen Glauben, der reformierten Kirche Martin Luthers, beigetreten. Zum Schutz vor Angriffen und Gegenreformation haben die Städte Lügde, Steinheim und Brakel mit dem Landgrafen Moritz von Hessen einen Pakt geschlossen. Hiergegen rief Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg aus Paderborn die Hilfe Kaiser Rudolfs des II. an. Der Kaiser erklärt diesen Schutzvertrag für nichtig, ungültig und widerrechtlich. Die Verantwortlichen
werden zum Gerichtstag am kaiserlichen Hof in Prag vorgeladen.
An diesem Heiligabend des Jahres 1624 wollte Weihbischof Pelcking aus Paderborn nicht länger warten. Von Marienmünster aus nahm er den Weg nach Lügde. Im Gegenzug waren Bürgermeister und Ratsherren aus Lügde auf dem Weg nach Marienmünster um ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Pelcking jedoch forderte in Lügde die Kirchenschlüssel und ließ die Glocken zum Weihnachtsfest läuten. Er feierte Gottesdienst, doch niemand sollte erscheinen. Die Bevölkerung hatte sich zum Boykott verabredet. Die Frauen hatten Röcke und Mäntel der Männer versteckt. Nur einige wenige Neugierige kamen, um zu sehen was in der Kirche vor sich geht. Am 1. Weihnachtstag feierte und predigte der Bischof noch dreimal in der Stadtkirche, die sich mehr und mehr füllte. Gleich am 2. Weihnachtsfeiertag berief er den jungen Priester Johannes Nußbaum aus Sommersell nach Lügde, dem es in den Folgejahren durch sein Charisma und seine unermüdliche Arbeit gelang, die Bevölkerung zu überzeugen und ihren Widerstand
aufzulösen. Bereits 1628 war ganz Lügde wieder katholisch.
Diese hochdramatisch, leidvolle und zugleich spannende Epoche in der Geschichte der Stadt Lügde, zusammen mit der 400-jährigen Wiederkehr dieses für die Bevölkerung der Stadt bedeutenden Datums zum diesjährigen Weihnachtsfest, gaben dem Heimat- und Museumsverein Veranlassung, in die damalige Geschichte einzutauchen und mit Monsignore Andreas Kurte, Pfarrer in Brakel, einen äußerst kompetenten Kenner der Geschichte im Hochstift Paderborn als Referenten zu gewinnen. Zu diesem Vortrag sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
Die Stadt Lügde im Kampf um Macht und Glauben
Vortrag von Msgr. Andreas Kurte, Pfarrer in Brakel
Donnerstag, 12. Dezember 2024, 19.30 Uhr,
Heimatmuseum Lügde, Hintere Str. 86